Das Fehlen gesicherten Wissens über die Gründung des Traunkirchner Klosters der Benediktinerinnen führte schon im Mittelalter zur Legendenbildung, die das historische Geschehen überwucherte und sich auch im Gründungs­­­bild von 1532 niederschlug. Dieses Gemälde wurde von einer der letzten Äbtissinnen, Barbara Kirchberger, anlässlich des damals gefeierten Neunhundertjahrjubiläums des Klosters in Auftrag gegeben. Nach der Inschrift handelt es sich bei dem heute im Pfarrhof befindlichen Gemälde um eine Kopie oder restaurierte Fassung, die der kaiserliche Administrator Joseph Prammer 1598 herstellen ließ, weil das vom Admonter Künstler Georg Kluchk gemalte  Original „infolge des Alters zerstört war. “

 

Nach der Gründungssage, die in dem Gemälde erzählt wird, hätten die Traungauer Grafen Ottokar und Leotold die Abtei zur Erinnerung an einen glänzenden Sieg der Christen gegen heidnische Angreifer gegründet; als Gründungsjahr wird 632 angegeben. Diese Darstellung hält nicht der wissenschaftlichen Kritik stand, vielleicht entstand sie aus einer Vermischung der Trunseo-Tradition mit Traun­kirchner Überlieferungen. Dennoch ist das Gemälde als historische Quelle wertvoll, weil das von den „Markgrafen“ der Gottesmutter überreichte romanische Kirchen­modell und die Ansicht des Klosters mit Johannesbergkirche und Nikolauskapelle im Hinter­grund, die wohl den Zustand von 1532 wiedergibt, eine Vorstellung vom Aussehen der ursprünglichen Kirche und des spätmittel­alterlichen Klosters vermitteln.

 

Links im Vordergrund des Bildes kniet Barbara Kirchberger, Joseph Prammer hat sich zwischen die Übergabe des Kirchenmodells und die Überreichung der Äbtissinnen­insignien im rechten Bildteil geschmuggelt.  Dahinter ist - in Rückblendung auf das Geschehen vor der Klostergründung - der Kampf gegen die Heiden dargestellt: Die christlichen Streiter, die bereits eine heidnische Bildsäule zerstört haben, erwarten den Angriff der Ungläubigen.