Im  Jahre 1852 erhielt ich von dem Fräulein von Pantschoulidzeff den Auftrag zum Bau einer Villa in dem kleinen, nur von Landleuten bewohnten, jedoch in reizender Lage auf einem vorspringenden Felsen am Gmundner- oder Traunsee sich erhebenden Orte Traunkirchen.”  

 

Die im Volksmund wegen der vor dem Haupteingang aufgestellten Madonnenstatue „Marienschlössl”, später „Russen­villa” genannte Villa Pantschoulid­zeff war der erste selbständige Bau des ursprünglich aus Dänemark stammenden, damals noch weit­gehend unbekannten Theophil Hansen in Österreich. Im Wien der Ringstraßenzeit wurde Hansen zu einem der bedeutendsten Archi­tekten des Historismus; unter anderen plante er das Reichs­ratsgebäude (heute Parlament), das Gebäude des Wiener Musik­vereins mit dem weltberühmten Goldenen Saal, die Akademie der Bildenden Künste und die ehemalige Wiener Börse.

 

Auftraggeberin der Villa war die hochgebildete und weitgereiste Sofie von Pantschoulidzeff, die 1850 mit ihrer Schwester Ludmilla ins Salz­kammergut kam. Die beiden Schwestern stammten aus der ursprünglich georgischen Adels­familie Pantschou­lid­zeff Davydovich, die  1738  nach Russland ausgewandert war.  Im Jahr 1854 kaufte Sofie ein Grundstück auf dem Kalvarienberg, auf dem bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts der „Viechtbauer”, das Bauernhaus „Obern Kreuz” gestanden war; bis heute haben sich Mauerreste davon an der Nordseite der Villa erhalten.

 

Mit seinen Kollegen Heinrich von Ferstel und Carl von Hasenau  war Theophil Hansen einer der Vordenker einer neuen Art von Villenarchitektur, die sich nach den Worten der Kunst­historikerin Therese Backhausen „von der Strenge klassizistischer Vorbilder löste und die Villa selbst als romantisches Element der Land­schaft begriff”, sie in Stil und Einrichtung der Umgebung anzupassen versuchte. In seiner 1857 in der Allgemeinen Bauzeitung Wien erschienenen Beschreibung der Villa hebt Hansen immer wieder die Verbundenheit seines Villenbaus mit dem Ort Traunkirchen und seiner Umgebung hervor und betont  ganz  besonders,  dass  er „jede kostspielige und auch überflüssige Dekorazion” ver­mieden und nur lokale Materialien wie in der Nähe gebrochene Natursteine und landesübliche Schindeln verwendet habe.

 

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die „Russen­villa” zu einem beliebten Treffpunkt illustrer Gäste und Künstler aus aller Welt und zu einem Wahrzeichen Traunkirchens. 1893 verkaufte die betagte Sofie von Pantschoulidzeff die Villa und die dazugehörigen Besitzungen; 1923 gelangten sie in den Besitz von Ludwig und Carla Brixel aus Mährisch Ostrau, die das nun ”Villa Carla” genannte Gebäude einfühlsam erneuerten und umbauten. „Nach mehrmaligem Besitzerwechsel präsentiert sich dieses einzigartige Frühwerk Hansens heute mit weitgehend zerstörter Inneneinrichtung und [.......] stark veränder­ter Fassaden­wirkung”. (Therese Backhausen)