In den schroffen Felswänden des Baalsteins oberhalb des „Zellerl“, wo einst ein Eremit gehaust haben soll, befinden sich auf zwei überhängenden Felsplatten zahl­reiche, heute stark verwitterte und nur mehr schwer erkennbare in den Stein geritzte Buchstaben, Zahlen und Zeichen.

 

Die Felsinschriften vom Baalstein wurden 1943 vom Linzer Volkskundler Fritz Burgstaller entdeckt und 1950 veröffentlicht.  Er unterschied  drei große Gruppen von Ritzungen: Jahresahlen (zwischen 159? und 1913), Buchstaben (Einzelbuchstaben, Namen und Formeln) sowie  Begriffszeichen und Symbole (Kreuze, Rauten, Gewerbezeichen, Lebensbäume); unter letzteren kommt besonders häufig das Christusmonogramm IHS in verschiedenen Größen und Ausführungen vor. Neben ganz bescheidenen Ritzungen finden sich kunstvolle Steinmetzarbeiten, was darauf hindeutet, dass alle sozialen Gruppen an der Anbringung der Zeichen beteiligt waren.

 

Den Schlüssel für das Verständnis der Inschriften liefern die Form der Buchstaben, die völlig jenen alten Grabsteinen im Friedhof gleichen, und der einzige voll­ständig erhaltene Name: Barbara Pernerin. Dieser Name macht es wahrscheinlich, dass ein Großteil der Buchstaben - besonders jene, die in der Zweizahl auftreten - Initialen von Namen von Ver­storbene darstellen. Darauf deuten nicht nur die beigefügten Jahres­zahlen, sondern vor allem auch die Formeln IP (bzw. IPIP)und RF, hinter denen sich kaum etwas Anderes verbergen kann als Abkürzungen für (Requiescas) In Pace und Ruhe  in Frieden.

 

Weitere Hinweise geben uns die Jahreszahlen: Die Felsbilder setzten am Ende des 16. Jahrhunderts ein, erreichten im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt, flauten im 19, Jahrhundert langsam wieder ab und verlieren sich im frühen 20. Jahrhundert. Dieser zeitliche Rahmen legt nahe, die Inschriften als Totengedenkstätte der im Zeitalter der Gegenreformation verfolgten Protestanten zu deuten. Ihnen wurde verboten, Ihre Toten in den (katholischen) Friedhöfen zu begraben, sie durften diese nur in ungeweihter Erde und ohne Glockengeläut und Gesang bestatten; die Jesuiten drohten sogar, Leichname der Protestanten „im Sumpf zu versenken oder im Wald zu verscharren“.

 

 

Für die Interpretation als Totengedenkstätte spricht auch die Bezeichnung „Hundskirche“ für einen nahe gelegenen Aussichts­punkt. Der Name „Hundskirchhof“ kommt schon im 15. Jahrhundert als Bezeichnung für eine Begräbnisstätte von Menschen vor, die nicht im regulären Friedhof bestattet werden durften. Vielleicht ist „Hundskirche“ eine Verkürzung dieses Begriffes.